Ode auf eine griechische Urne

Eine Zeichnung von John Keats, die eine hohe Urne mit verschnörkelten Griffen zeigt. Der mittlere Berich ist mit menschlichen Figuren verziert. Von links nach rechts ein nackter Mann mit Helm und Schwert, eine tanzende Frau in einem fließenden Gewand, eine gebeugt gehende Frau mit einem Speer in der Hand und einen nackten Mann, dem ein Mantel über die Schulter hängt. Unter der Zeichnung ist handschriftlich „By John Keats“ vermerkt.
Pause-Kopie der Gravur der Sosibios-Vase, angefertigt von Keats

Ode on a Grecian Urn (deutsch: Ode auf eine griechische Urne) ist ein Gedicht des englischen Romantikers John Keats, das im Mai 1819 entstand und im Januar 1820 in der 15. Ausgabe der Kunst-Zeitschrift Annals of the Fine Arts unter dem Titel On a Grecian Urn[1] anonym veröffentlicht wurde.

Das Gedicht ist eine der sogenannten „Großen Oden von 1819“, zu denen auch Ode on Indolence, Ode on Melancholy, Ode to a Nightingale und Ode to Psyche gehören. Keats empfand andere traditionelle Formen der Lyrik als unbefriedigend; zugleich stellt seine Sammlung eine Weiterentwicklung der klassischen Odenform dar. Er begann mit der Abfassung des Gedichts nach der Lektüre zweier Artikel des englischen Künstlers und Schriftstellers Benjamin Haydon. Keats kannte viele Kunstwerke der griechischen Klassik und hatte Zugang aus erster Hand zu den Elgin Marbles. Seine Kenntnisse bestärkten ihn in der Ansicht, dass die griechische Klassik idealistisch ausgerichtet sei und die Tugenden Griechenlands darstelle. Diese Auffassung liegt auch dem Gedicht zugrunde.

Es besteht aus fünf zehnzeiligen Strophen. Inhalt ist der Diskurs des lyrischen Ichs über die bildliche Gestaltung einer griechischen Urne. Zwei Szenen stechen heraus: eine ewig währende Verfolgungsjagd eines Liebhabers, der keine Erfüllung findet, und ein Opferfest in einer Stadt, zu dem die Bevölkerung zusammenkommt. Die Schlusszeilen erklären, dass Schönheit und Wahrheit gleichwertig seien und dass diese Erkenntnis das einzige sei, was man wissen könne und müsse. Manche Kritiker haben den literarischen Wert dieser Zeilen bestritten, andere haben die Rolle des lyrischen Ichs, das Verhältnis von Realität und Imagination und die Paradoxien des Gedichts in den Mittelpunkt ihrer Interpretationen gestellt.

Die zeitgenössische Kritik nahm eine eher ablehnende Haltung ein. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begann ein Wandel der Wertvorstellungen. Heute gilt Keats’ Ode als eines der größten Gedichte der englischen Sprache.[2] Im 20. Jahrhundert standen Kontroversen über den Sinn der Schlusszeilen im Vordergrund. Trotz verschiedener Kritikpunkte, die Balance und Kohärenz des Werkes betreffend, bestand aber Einigkeit hinsichtlich der ästhetischen Qualität des Gedichts.

  1. Digitalisat der Erstveröffentlichung auf keatsovertime.wordpress.com.
  2. Paul Sheats: Keats and the Ode. 2001, S. 86.

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